3.7 Zunehmende ökologische Gefährdung der Landgebiete
Die ökologische Gefährdung durch Aktivitäten
der Landwirtschaft und durch verschiedene Prozesse in ländlichen
Räumen sind nicht zuletzt durch internationale Konferenzen
ins Bewußtsein vieler Menschen gerückt. Ursache
sind insbesondere zwei gegensätzliche Prozesse:
- Die Einführung neuer Technologien in der Landwirtschaft
hat zu hohen Produktionssteigerungen und Gewinnen geführt,
aber auch zu einer anderen Einstellung eines Teils der Bewirtschafter
zur Landwirtschaft. Gewinnstreben kann unmoralisch machen
und die Verpflichtungen des Landeigentümers vergessen
lassen. In anderen Fällen ist es mangelnde Kenntnis,
die zur Überdosierung bei Chemikalien, beim Wassereinsatz
usw. führt. Subsidien für Betriebsmittel erhöhen
diese Tendenz noch.
Umweltschädigungen in Landgebieten
haben unterschiedliche Ursachen |
- Armut bei Landlosen und bei Haushalten mit sehr kleinen
Flächen zwingen zur Übernutzung und zur Nutzung
ungeeigneter Flächen wie Steilhänge, sowie zur
Rodung von Buschland. Zwar gibt es in vielen asiatischen
Ländern Verordnungen zur Vermeidung von Umweltschäden,
und zahlreiche Bürgerinitiativen (besonders in den
Städten) sind auf diesem Gebiet aktiv. Aber es besteht
eine große Diskrepanz zwischen der Intensität
öffentlicher Diskussion über diese Themen und
dem Verhalten der Landbevölkerung im täglichen
Leben. Man darf von zwei Prämissen ausgehen:
- Moderne Landwirte werden den Erfordernissen nachhaltiger
umweltschonender Bewirtschaftung nachgehen, wenn sie
darin einen klaren wirtschaftlichen (finanziellen) Vorteil
sehen und ihnen dies nahe gebracht wird.
- Arme werden umweltgefährdende Aktivitäten
dann einstellen, wenn ihnen Alternativen geboten werden.
Für beide Fälle ist es erforderlich, einen allgemein
verbindlichen Code für Landnutzung zu erstellen. Bisher
gibt es Beschränkungen und Auflagen meist nur für
Landeigentum, selten aber für Landnutzung.
Zur Feststellung der Interessen der an der Landbewirtschaftung
Beteiligten bezüglich der Umweltschonung kann die Anwendung
der oben beschriebenen sozialökonomischen Klassifizierung
hilfreich sein. Wenn man sich so größenmässige
Vorstellungen über die Verbreitung der wichtigsten Kategorien
verschafft und Überlegungen über die zu unterstellende
Interessenlage bezüglich Nachhaltigkeit der Ressourcennutzung
anstellt, ergeben sich Hinweise, wo der größte
Einflußbedarf und die höchsten Erfolgschancen bestehen.
Man kann annehmen, daß
- ‘Economic holdings’ mit dem Grundsatz der
Nachhaltigkeit eng verbunden sind, der ja altem bäuerlichen
Verhalten entspricht. Diese Gruppe darf als positiv eingestuft
werden;
- bei Großbetrieben und ‘progressive farmers’
zwar die nötige Information vorhanden ist, aber nicht
immer angewandt wird. Monokultur und Streben nach Höchsterträgen
wirken sicher negativ, und kleine Pächter werden an
Nachhaltigkeit kaum Interesse haben. Insgesamt erscheint
eine ‘neutral’ Einstufung dieser Kategorien
den beiden Tendenzen gerecht zu werden;
- Haushalte mit Mehrfachbeschäftigung, und Haushalte
mit Haushaltsproduktion haben ihr Interesse mehr oder weniger
auf den nichtlandwirtschaftlichen Bereich verlegt oder verfügen
nicht über die Mittel, die Belange der Nachhaltigkeit
zu berücksichtigen. Haushalte von alten Leuten und
Marginalexistenzen kämpfen ums Überleben, so daß
davon ausgegangen werden kann, daß bei all diesen
Kategorien Nachhaltigkeitsüberlegungen eine geringe
Rolle spielen.
Mit einer so angedeuteten differenzierten Überlegung
über die Interessenlage der Landbevölkerung lassen
sich Informationsbedarf und unterschiedliche Zielgruppen herausarbeiten.
Da eine flächendeckende Kontrolle kaum möglich sein
wird, kommt neben der Ausbildung der Schaffung lokaler Initiativgruppen
zur Förderung des Umweltschutzes hohe Bedeutung zu.
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