4.3 Landwirtschaftliche Förderungsansätze müssen angepaßt werden

Je verbreiteter Mehrfachbeschäftigung ist, desto stärker müssen landwirtschaftliche Förderungsinstitutionen überprüfen, ob ihre Angebotspalette den Wünschen und Bedürfnissen noch entspricht. Der Beratungsdienst muß sich den andersartigen Zielen dieser Klienten anpassen, aber auch der Tatsache, daß die Betriebsleiter zu anderen Zeiten verfügbar sind und daß Kenntnisse und Einflüsse auch von den in der Stadt tätigen Söhnen in den Haushalt gebracht werden. Da diese Familienangehörigen die finanzielle Last bei Investitionen zum Teil tragen, können sie im Planungsprozeß kaum ausgeschlossen werden. Ihre Investitionsentscheidungen sind nicht nur ökonomischer Natur. Kriterien wie Steigerung des Ansehens im Dorf und Prestigeerhöhung können von noch größerem Einfluß als bei Vollerwerbsland wirten sein. Kreditbedarf, Sicherheiten und Rückzahlungsmöglichkeiten sind bei Mehrfachbeschäftigung völlig anders zu beurteilen als bei Haushalten, die nur vom Ertrag der Landwirtschaft leben. Einheitliche Kreditprogramme und -richtlinien sind für diese Haushalte noch weniger geeignet als sonst. Organisation von Bezug und Absatz muß sich ebenfalls auf die speziellen Gegebenheiten einstellen, wie sie durch schlagartige Ernte durch die mobilisierte Verwandtschaft, Wünsche nach Naturalien von abgewanderten Familienzweigen, aber auch ständige Kontakte mit der Stadt durch Familienangehörige herrühren. Die Reaktion der Landbewirtschafter auf agrarpolitische Maßnahmen wird nicht nur durch Betriebserfordernisse bestimmt, sondern durch die Gesamtsituation, in der sich der Haushalt befindet. Verwandte mögen dabei eine starke Mitsprache haben, deren Weltbild weniger von der Landwirtschaft geprägt ist.