Mehrfachbeschäftigung in der asiatischen
Landwirtschaft
FRITHJOF KUHNEN
1 Einleitung
In der agrarwissenschaftlichen Forschung der Bundesrepublik,
aber auch der USA und Japans besteht eine alte Tradition von
Untersuchungen über nebenberuflich betriebene Landwirtschaft.
Besonders in den Jahren nach dem letzten Weltkrieg haben sich
eine Fülle von Arbeiten mit dieser Thematik befaßt,
deren Ergebnisse von FRAUENDORFER (1966) zusammengefaßt
wurden. Seither ist das Problem etwas aus dem Mittelpunkt
des Forschungsinteresses gerückt, bis in jüngster
Zeit zwei Tagungen in Kanada und Gießen die Problematik
wieder aufgegriffen haben. PLANCK hat in seinem Beitrag zur
Gießener Tagung die Bedeutung der Mehrfachbeschäftigung
im sozialen Gefüge des ländlichen Raumes herausgearbeitet.
Nach seinen Thesen ist die Mehrfachbeschäftigung eine
alte Eigentümlichkeit ländlicher Räume, da
vielfach die vorhandenen Berufe keine volle Existenz abgegeben
haben. Die Möglichkeit, zusätzlich zur landwirtschaftlichen
Tätigkeit noch einem anderen Erwerb nachzugehen, habe
die Entstehung einer unterbäuerlichen Schicht erst ermöglicht,
andererseits die naturbedingte Tragfähigkeit des ländlichen
Raumes erhöht. Nach PLANCK müssen die alten Formen
der Mehrfachbeschäftigung dem Laufe der wirtschaftlichen
Entwicklung angepaßt werden: Zunehmende Arbeitsteilung
verändere das Wesen der Gesellschaft. Im Laufe der Zeit
habe das Prinzip der Arbeitsteilung normierende Kraft in der
Industriegesellschaft erhalten, was Möglichkeiten und
Notwendigkeiten von Mehrfachbeschäftigung beeinträchtigt
habe. Gerade die jüngsten Tagungen zeigen, daß
die nebenberuflich betriebene Landbewirtschaftung - wenn auch
unter anderen Bedingungen als früher - fortbesteht.
Die beiden Tagungen behandelten das Problem international,
allerdings überwiegend auf die entwickelten Industrieländer
beschränkt. Über entsprechende Gegebenheiten in
Entwicklungsländern berichten bisher nur wenige Arbeiten
ausführlicher, zum Beispiel WOLZ und JUNGHANS, ISLAM
sowie MEAD und MEYER. Dabei wäre es reizvoll zu prüfen,
ob die PLANCKschen Thesen über Erhöhung der Tragfähigkeit
durch Mehrfachbeschäftigung, die Ergänzung zu schwacher
Existenzen aus einem Beruf und die Änderung der Gesellschaft
im Arbeitsteilungsprozeß auch für andere Gesellschaften
Gültigkeit haben. Der vorliegende Beitrag geht einigen
dieser Fragen für Asien nach.
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