2 Ausmaß der Mehrfachbeschäftigung

Schon aus den Größen der landwirtschaftlichen Betriebe geht hervor, daß viele als alleinige Existenzgrundlage für eine Familie nicht ausreichen können. Von den 103,7 Millionen statistisch erfaßten Betrieben in Asien (außer China) um 1970 waren 52 Prozent unter l Hektar, 19 Prozent zwischen l und 2 Hektar, 18 Prozent zwischen 2 und 5 Hektar groß.
In der Zwischenzeit dürfte sich der Anteil der kleinsten Stellen durch Erbteilung noch erhöht haben. Allein nach der Größe der einer Familie zur Verfügung stehenden Nutzfläche ist zu erwarten, daß bei einem hohen Anteil der landbewirtschaftenden Haushalte die baren und unbaren Einkünfte aus der Landwirtschaft nicht ausreichen, um eine auch nur bescheidene Existenz für die oft großen Bewirtschafterfamilien abzugeben. Zwar ist ein Teil des Landes bewässert, aber auch dann reicht weniger als ein Hektar nur bei besonders günstigen Verhältnissen als Lebensunterhalt für eine Familie aus. Der größere Teil des Landes in Asien ist aber unbewässert, andere Teile sind ungenügend oder schlecht bewässert. Zwischen den einzelnen Ländern bestehen in der Betriebsgrößenstruktur Unterschiede, aber nur selten sind weniger als die Hälfte aller Betriebe unter zwei Hektar groß, oft sogar mehr als drei Viertel. So betrug der Anteil der Betriebe mit weniger als zwei Hektar um 1970 in Bangladesch 88 Prozent, in Indien 70, in Indonesien 88, im Irak 22, in Japan 92, in Korea 94, im Libanon 65, in Malaysia (West) 72, in Nepal 88, in Pakistan 28, in den Philippinen 41, in Sri Lanka 88, in Syrien 27 und in Thailand 50 Prozent.

Bei diesen Größenverhältnissen für landwirtschaftliche Betriebe in Asien muß man davon ausgehen, daß sehr viele der landbewirtschaftenden Familien nicht allein von der Landwirtschaft leben, sondern daß Mehrfachbeschäftigung durchaus üblich und verbreitet ist. In Ermangelung von Statistiken läßt sich diese Unterstellung nur durch Ergebnisse empirischer Untersuchungen erhärten.

So stellte KLENNERT in Pakistan in zwei Untersuchungsdörfern im Pandschab fest, daß 40 Prozent der Betriebe und Haushalte durch nichtlandwirtschaftliche Einkünfte von Familienangehörigen das landwirtschaftliche Einkommen erhöhen. Bei Untersuchungen des Verfassers im Distrikt Mardan, Pakistan, ergab sich, daß 36 und 78 Prozent der Haushalte zweier Dörfer sowohl über landwirtschaftliche als auch nichtlandwirtschaftliche Einkünfte verfügten. PIELOH stellte im Hochland Jordaniens in einem Gebiet mit etwa 40 Dörfern fest, daß 40 Prozent der Landbewirtschafterfamilien ausschließlich von der Landwirtschaft leben, während 60 Prozent noch zusätzlich über nichtlandwirtschaftliche Einkünfte verfügen. HERBON fand in einem Dorf Bangladeschs, daß von 139 Landbewirt-schaftern 56 einer Nebenbeschäftigung nachgegangen sind. Hinzu kommt die nichtlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit von Familienangehörigen.

Bei Untersuchungen von HAYAMI und KIKUCHI in einem Dorf der Philippinen ergab sich, daß Kleinbauern 36 Prozent ihres Haushaltseinkommens aus der Landwirtschaft erwirtschafteten, während die Masse aus anderen Quellen stammt. PHONGPAICHIT fand in drei nordthailändischen Dörfern, daß in 31,40 und 37 Prozent der landbewirtschaftenden Haushalte noch nichtlandwirtschaftliche Nebenberufe vorhanden waren. PRIEBPROM stellte im Nordosten Thailands fest, daß kleine, mittlere und größere Betriebe im Bewässerungsgebiet 55, 76 und 84 Prozent ihres Gesamteinkommens aus den landwirtschaftlichen Betrieben bezogen. Bei regenabhängigen Betrieben liegen die Anteile viel niedriger: Nur 27, 42 und 44 Prozent des Gesamteinkommens stammen bei den drei Betriebsgrößen aus der Landwirtschaft. OSHIMA berichtet, daß der Anteil des Farmeinkommens am Gesamteinkommen landwirtschaftlicher Haushalte in Japan von 1950 bis 1980 von 73 auf 21 Prozent zurückgegangen ist, in Korea zwischen 1966 und 1981 von 73 auf 37Prozent. Der Rest entfällt jeweils auf nichtlandwirtschaftliche Einkommensquellen. TEMPELMAN berichtet, daß 70 Prozent der untersuchten Betriebsleiter in Trengganu, Malaysia, sich als Part-time-Farmer betrachten, und daß das nichtlandwirtschaftliche Einkommen weitgehend den Anbau außerhalb der Hauptsaison ersetzt habe.

So wenig die sporadischen Ergebnisse von Fallstudien repräsentativ sein können, so zeigen auch sie, daß bei den in Asien verbreiteten Kleinbetrieben Mehrfachbeschäftigung eher die Regel als die Ausnahme ist. Bei der ständigen Teilung im Erbgang bei gleichzeitiger schneller nichtlandwirtschaftlicher Entwicklung dürfte dies in Zukunft noch zunehmen. In Abhängigkeit von Familienstruktur, Betriebsstruktur und Wirtschaftsstruktur ergeben sich die verschiedensten Formen der Mehrfachbeschäftigung bei landbewirtschaftenden Familien.