4.1 Das übliche Konzept .landwirtschaftlicher Betrieb' gilt für viele ,Betriebe' nicht

Zwar wird eine große Verschiedenartigkeit der Landwirtschaft in der Dritten Welt anerkannt, aber überwiegend wird mit Landwirtschaft' doch die Vorstellung eines kleinen Familienbetriebes verbunden, auf dem die Bewirtschafterfamilie ihre Arbeitskraft einsetzt und von dessen Erträgnissen man lebt. Beides trifft vielfach nicht zu. Weder stehen alle Arbeitskräfte für die Landbewirtschaftung zur Verfügung - ein Teil geht anderweitiger Erwerbstätigkeit nach - noch ist der Lebensstandard der Familien abhängig von den Erträgnissen der Betriebe, weil vielfach zusätzliche Einkünfte zur Verfügung stehen.

Anstelle von .Betrieb' sollte man von ländlichen Haushaltstypen sprechen, die sich als Resultante verschiedener Familienformen und ökonomischer Aktivitäten ergeben. Dabei können die Einkommensquellen von Haushalt zu Haushalt, von Zeit zu Zeit und von Region zu Region wechseln. Die Haushaltsaktivitäten müssen auch nicht am gleichen Ort stattfinden.
Die übliche Beziehung zwischen Betriebsgröße und Lebenssituation der Bewirtschafterfamilie - differenziert nur durch unterschiedliche Qualität der Bewirtschaftung und der Produktionsbedingungen - besteht nicht. Vielmehr mögen je nach Umfang nichtlandwirtschaftlicher Einkünfte, Interesse an der Landwirtschaft, aber auch innerfamiliärer Verteilung der Einkünfte Haushalte mit sehr kleinem Betrieb einen hohen Lebensstandard haben, andere aber in bedrängten Verhältnissen leben. Die Fähigkeit zur Durchführung von Investitionen wird nur zu einem Teil von den landwirtschaftlichen Einkünften bestimmt, viel stärker dagegen von realisierbaren nichtlandwirtschaftlichen Einkünften von Familienangehörigen. Damit ist auch die Abhängigkeit der Haushalte von der Landwirtschaft, ihren Preisen, Kosten, Erträgen geringer geworden.