4.2 Die Ziele der Landbewirtschafter variieren stark
Wenn die Bewirtschafterfamilie voll auf dem landwirtschaftlichen
Betrieb tätig ist, haben wir es mit ,hofzentriertem'
Denken zu tun. Alle Kräfte werden zur Erhaltung dieser
Lebensgrundlage und zu einer Erzielung eines guten Einkommens
durch deren Bewirtschaftung eingesetzt. Im Falle der Mehrfachbeschäftigung
kann dies ganz anders sein. Die außerlandwirtschaftliche
Tätigkeit beeinflußt das Interesse an der Landwirtschaft
und setzt den Möglichkeiten Grenzen. Hohe Einkünfte
im außerlandwirtschaftlichen Bereich mögen das
Interesse an der Landbewirtschaftung stark sinken lassen,
oder aber die zur Verfügung stehenden Mittel werden zur
Betriebsvergrößerung bzw. Modernisierung verwandt.
Wird der kleine Betrieb dagegen zum Hobby, dann mag die Bereitschaft
zur Investition völlig verschwinden, zumindest sich nicht
an wirtschaftlichen Kriterien orientieren. Andere Ziele als
die Erzielung eines sicheren und befriedigenden Einkommens
aus der Landwirtschaft mögen bestimmend werden. So kann
Bewirtschaftung mit minimalem Arbeitsaufwand von Interesse
sein. Andere Haushalte suchen den Anbau so zu organisieren,
daß die Arbeitsanforderungen sich auf wenige Pflanz-
oder Erntetage konzentrieren, an denen man die Verwandtschaft
mobilisiert. In wieder anderen Fällen sind die laufenden
Erträge uninteressant und Bodenspekulation ist Hauptinteresse
der Eigentümer. Auch Erholung von Lärm und Streß
der Stadt mag zur Präferenz für einen ländlichen
Wohnsitz führen, oder man möchte sich aus sentimentalen
Gründen die Selbstversorgung aus dem ererbten Land erhalten.
In der ersten Generation der Berufswechsler spielt die Sicherheit
auch eine Rolle. Solange am Bodeneigentum festgehalten wird,
kann man sich auf die überkommene agrarische Lebensweise
zurückziehen, wenn man den außerlandwirtschaftlichen
Arbeitsplatz einmal verlieren sollte. Mehrfachbeschäftigung,
auch innerhalb der Großfamilie, mag eine Risikovermeidungsstrategie
sein.
Die Möglichkeiten zur Haushalts-Erwerbskombination
hängen ab von der Zahl der Kinder - in den meisten asiatischen
Gesellschaften der Söhne - im erwerbsfähigen Alter.
Da Mehrfachbeschäftigung bei Haushalten mit Kleinstbetrieben
ein Weg zur Besserung der Lebenssituation ist, wird es wirtschaftlich
interessant, viele Kinder bzw. Söhne zu haben. Solange
die Familienbeziehungen noch intakt sind - und dies ist in
der ersten Generation mit außerlandwirtschaftlicher
Erwerbstätigkeit meist noch der Fall - senden die Kinder
Teile ihres Einkommens an die Eltern und schaffen so einen
schnelleren Weg zur Besserung der Lebenssituation als dies
je aus den landwirtschaftlichen Erträgen möglich
wäre. Allerdings dürfte dies eine Verhaltensweise
der ersten Generation sein. Die folgende Generation wird weniger
bereit sein, ihre Verwandten finanziell zu unterstützen,
denn sie erfährt Kinder als Kostenverursacher für
Ausbildung und ähnliches, und die Bindungen sind auch
nicht mehr so stark. Hier bestätigt sich PLANCKS These
von der Änderung im Wesen der Gesellschaft durch die
Arbeitsteilung.
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