6.6 Auswirkungen auf Kapitalbildung und Investition

Auswirkungen auf Kapitalbildung und Investition sind sowohl für die Landwirtschaft selbst wegen der langfristigen Produktionseffekte wichtig als auch für die Gesamtwirtschaft, da in vielen Ländern der Agrarsektor wichtigste Quelle der Kapitalbildung ist. Mit einer Agrarreform ändert sich vor allem die Methode der Kapitalbildung. Kleinbetriebe, wie sie durch Agrarreformen meist geschaffen werden, zahlen wenig Steuern. Andererseits steigt der Umfang nichtmonetärer Kapitalbildung. Besonders auf Betriebsebene sind sowohl Kapitalbildung als auch Investition oft beachtlich. Die Sicherheit des Bodeneigentums gibt Anreiz zu vielen kleinen Verbesserungen, die im Laufe der Zeit zu einer merklichen Vergrößerung des Kapitalstocks führen. In erster Linie handelt es sich um Ergebnisse von vermehrtem Arbeitsaufwand, so daß hier ländliche Unterbeschäftigung für Zwecke der Kapitalbildung nutzbar gemacht wird. Auch die Sparrate liegt nach einer Anfangsphase erhöhten Konsums oft höher als bei Großgrundbesitz. Es steigt ja nicht nur infolge Einkommenssteigerung die Befähigung, sondern wegen der Anreize und Sicherheiten der Eigentümer auch die Bereitschaft zu Investitionen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn tatsächlich Alternativen zum Konsum bestehen, durch Beratungsdienste den Bauern nahegebracht werden und wenn Bereitstellung von Krediten die Investition möglich macht.

Größere Schwierigkeiten bestehen auf höherer Ebene. Während die Kapitalbildung durch Nutzbarmachung von Unterbeschäftigten auf Betriebsebene gut funktioniert, bestehen bereits auf Dorfebene erhebliche Organisationsschwierigkeiten. Auf noch höherer Ebene, wo es auch auf einen intersektoralen Transfer von Kapital ankommt, erweist sich die nichtmonetäre Form von Kapital als schwer mobilisierbar, und es bedarf neuerer Formen der Kapitalbildung mittels Steuern, Pachten und Preisen durch den Staat, um die für den Wirtschaftsaufbau erforderlichen Mittel aus der neustrukturierten Landwirtschaft abzuschöpfen.

Es ist einer der Vorzüge kollektivierender Agrarreformen, daß die hier geschaffenen größeren Wirtschaftseinheiten nicht nur die Kapitalbildung erleichtern, sondern auch Sparrate, Kapitalbildung und Kapitaltransfer leichter beeinflußbar machen.