2 Das Grundkonzept des Community Development
Eine international weitverbreitete Definition für
Community Development lautet etwa „Community Development
ist ein Prozeß, durch den die Eigenbemühungen
der Bevölkerung verbunden werden mit denen von Regierungsbehörden,
um die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lage der
Gemeinden zu verbessern, diese in das Leben der Nation zu
integrieren und sie in den Stand zu versetzen, voll zum
nationalen Fortschritt beizutragen" (UN, 1960).
Es handelt sich also um einen Ansatz an der gesellschaftlichen
Basis des ländlichen Daseins zur Verbesserung der allgemeinen
Situation auf dem Lande. Die Vielzahl der sich daraus ergebenden
Aufgaben lassen sich in zwei Gruppen einteilen, die allerdings
in der Realität eng miteinander verflochten sind:
a) Community Development soll zum materiellen Fortschritt
führen, also
die wirtschaftliche Entwicklung fördern (durch Bewässerungsanlagen,
Ge
werbeförderung, Produktionssteigerungen, usw.), den
technischen Fortschritt beschleunigen (landwirtschaftliche
Innovationen, Versorgung mit Produktionsmitteln, Beratung,
usw.), den Lebensstandard der Landbevölkerung heben
(Verbesserung der Wohnverhältnisse, Schaffung öffentlicher
Einrichtungen, usw.),
b) Community Development soll Unsozialen Wandel herbeiführen
bzw. för
dern, also das Sozialsystem modernisieren (Einführung
repräsentativer Selbstverwaltung), das Bildungsniveau
heben (Alphabetisierung, Basiserziehung, usw.), die Wertsysteme
der Menschen ändern (Jugend- und Frauenarbeit, Änderung
von Sitten und Gebräuchen), eine positive Grundeinstellung
zum wirtschaftlichen und sozialkulturellen Wandel bewirken.
Die Kombination wirtschaftlicher Ziele mit sozialen Fortschritten
im Community-Development-Konzept basiert auf der Einsicht
in die Wechselbeziehungen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung
und gesellschaftlichem Wandel. In der Praxis erwiesen sich
folgende vier Elemente als bestimmend für den Community-Development-Ansatz:
a) Die Teilnahme der Bevölkerung an Maßnahmen
zur Besserung ihrer Lebensverhältnisse unter weitgehender
Nutzung ihrer eigenen Initiative. Diese Beteiligung erstreckt
sich auf Situationsanalyse, Entscheidungsbildung, Realisierung
und Nutznießung.
b) Die Bereitstellung von technischen und anderen Diensten
von Seiten des
Staates in einer Form, die Selbsthilfe ermutigt und effektiver
gestaltet. Dies
geschieht in einer Kombination von erzieherischen Maßnahmen,
Anreizverfahren und Maßnahmen zur Schaffung neuer
Institutionen,
c) Die Organisation von Aktionen an der Basis des Gesellschaftssystems,
besonders auf Dorf ebene und unter besonderer Berücksichtigung
der von den Einwohnernselbst empfundenen Bedürfnisse.
Letzteres ist Grundlage für die freiwillige Beteiligung
der Menschen.
d) Die Auffassung des Community Development als Mehrzweckprogramm,
das die Gemeinde in ihrer Gesamtheit und in allen wichtigen
Lebensbereichen erfaßt und so die Interdependenz der
Teile des sozialen Gebildes Dorf berücksichtigt.
Zwischen einzelnen Ländern gibt es nicht unwesentliche
Unterschiede in Zielen, Maßnahmen und Betonung der
einzelnen Bereiche. Die folgende Darstellung von drei Beispielen
strebt keine Vollständigkeit an, sondern beschränkt
sich auf einige wichtige Aspekte. Insbesondere wird weitgehend
von Änderungen der Programme im Laufe der Zeit abstrahiert,
soweit dieses für den Zweck dieses Aufsatzes möglich
erscheint.