3.e) Freiwillige Selbsthilfeaktionen
Auch bei diesen Programmen handelt es sich in erster Linie
um Verbesserungen der Infrastruktur in ländlichen Gebieten.
Sie wurden in vielen Ländern, zum Teil im Rahmen der
Community-Development-Organisation, durchgeführt. Leider
sind allerdings ihre Ergebnisse meist geringer als ihre Publizität.
So einfach nämlich das Grundkonzept ist — die Menschen
kommen zusammen und nützen mit technischer und finanzieller
Unterstützung der Regierung ihre freie Arbeitskapazität
für lokale Entwicklungsarbeiten, um dadurch ihre Lebenssituation
zu bessern — so schwierig ist die praktische Ausführung.
Die Bereitschaft der Bevölkerung, an solchen Projekten
mitzumachen, ist meist nur gegeben, wenn sie einen direkten
und unmittelbaren Nutzen daran erkennen können. Wegen
der Differenziertheit der Interessen innerhalb eines Dorfes
gibt es wenig Projekte, die für alle Bewohner gleich
anziehend wären. Solch ein Beispiel ist die Trinkwasserversorgung.
Für die Mehrzahl aller denkbaren Projekte gilt, daß
in erster Linie die Landbewirtschafter, und zwar besonders
die Bewirtschafter größerer Betriebe, Interesse
und Nutzen davon haben. Eine Zugangstraße zum Dorf ist
für die interessant, die Güter darauf transportieren
können, während die übrigen zu Fuß auf
einem Trampelpfad genausogut gehen würden. Eine Aufforderung
an diese zur kostenlosen Mitarbeit wird leicht als Wiedereinführung
von Zwangsarbeit ausgelegt, die ja bis vor kurzer Zeit in
vielen Ländern üblich war. Es wird in entscheidendem
Maße darauf ankommen, den Gedanken der Selbsthilfe auf
die richtige Art und Weise an die Bevölkerung heranzubringen.
Eine Bereitschaft zur Mitarbeit wird in erster Linie für
solche Projekte zu erreichen sein, die von der Bevölkerung
empfundene Bedürfnisse befriedigen helfen. Diese Wünsche
der Bevölkerung mögen ganz andere sein als die Projekte,
die von den Beamten als für gut für die Gemeinde
erachtet werden. Der erste Schritt muß also bei solchen
Projekten darin bestehen, die Wünsche der Bevölkerung
festzustellen, gegebenenfalls erst durch Diskussionen solche
Wunschbilder herauszuarbeiten. Daß dazu geeignete Führungskräfte
gehören, liegt auf der Hand.
In wirtschaftlicher Hinsicht ergibt sich eine Reihe von zusätzlichen
Problemen. Auch wenn die Arbeitskräfte unentgeltlich
zur Verfügung stehen, gibt es wenige Projekte, die sich
kostenlos durchführen lassen. Für Material, Geräte,
Fachkräfte u. dgl. entstehen finanzielle Aufwendungen,
deren Rechtfertigung gegenüber der Verwendung zu anderen
Zwecken geprüft werden muß. All diese Schwierigkeiten
sollen und können die Nützlichkeit vieler Selbsthilfeaktionen
nicht in Frage stellen, man darf nur keine übertriebenen
Hoffnungen darauf setzen. Im Einzelfall könnte man sicher
noch viel Investitionskapital sparen, wenn jeweils geprüft
würde, ob man nicht die betroffene Bevölkerung mit
zu Leistungen heranziehen kann. Wenn ein Dorf zum Beispiel
eine Schule haben möchte, so wird es meist genügen,
den Lehrer zur Verfügung zu stellen. Das Schulgebäude
wird von der Dorfbevölkerung erstellt werden, wenn man
dies zur Bedingung macht.
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