2.2 Arbeitsverfassung

Im Bereich der Arbeitsverfassunq hat - wohl ausgehend von unserem Leitbild des bäuerlichen Familienbetriebes - die Familien-arbeitsv/erfassung viel Beachtung gefunden, einschließlich der Beschäftigungsprobleme bei kleiner werdenden Betrieben infolge der Erbteilung. Ländliche Unterbeschäftigung, ihr Ausmaß und ihre Formen waren Gegenstand vieler agrarsoziologischer Untersuchungen. Allerdings harrt die Frage nach geeigneten sozialorganisatorischen Formen für eine Nutzbarmachung der Unterbeschäftigten zur Kapitalbildung und zum Infrastrukturaufbau noch einer befriedigenden Antwort. Gelöst ist sie bisher nur bei Kollektiven, die Arbeitskosten internalisieren können. Immerhin hat auch Korea durch ein System von Motivation und Anreiz, vielleicht auch mit moralischem Druck, Erfolge erzielt, die eines Studiums wert wären.

Für eine Disziplin, deren Frühzeit durch große Untersuchungen über die Landarbeiterfrage gekennzeichnet war, haben die landlosen Arbeitskräfte in der Dritten Welt wenig Beachtung gefunden. Sie sind sehr heterogen, teils in großer Abhängigkeit und Armut, teils aber auch dynamisch und anpassungsfähig. Hier sind genauere Kenntnisse Voraussetzung für gestaltende Eingriffe zur Besserung der Lebenslage dieser Menschen, aber auch zur Anpassung an die im Zuge der landwirtschaftlichen Entwicklung sich ändernden qualitativen und quantitativen Anforderungen der Landwirtschaft. Im Zuge der Modernisierung der Landwirtschaft, etwa der Mechanisierung, Bewässerung usw. kommt es zu Änderungen der Arbeitsbeziehungen, die ebenfalls der Untersuchung bedürfen. Während in den letzten Jahren eine Reihe von Arbeiten über die Rolle der Frauen bei der Agrarproduktion in verschiedenen Betriebssystemen durchgeführt wurden, gibt es kaum Arbeiten über die Beteiligung der Kinder an der landwirtschaftlichen Arbeit. Diese betrifft sowohl schwere Landarbeit als auch leichte Aufsicht und Hütetätigkeit, die aber der formalen Ausbildung abträglich ist.Auch die Auswirkungen von Entwicklungsprojekten auf die Kinderarbeit wurden bisher kaum untersucht.

In vielen Ländern der Dritten Welt kommt es heute in erheblichem Maße zu Berufswechsel von Landarbeitern, Kleinbauern und Angehörigen ländlicher Dienstleistungsberufe. Teils ist dies erzwungen durch eine sich verschlechternde Lebensgrundlage, teils Folge von im Entwicklungsprozeß aufkommenden neuen Chancen. Das Studium der sich oft im Generationswechsel, teilweise auch innerhalb einer Generation, vollziehenden Berufsmobilität bietet ein weiteres Feld für zukünftige Forschungen. Zu diesem Prozeß gehört auch der Übergang von Kleinbetrieben zu Zuerwerbs-und Nebenerwerbsbetrieben, ein Arbeitsgebiet, mit dem sich die Agrarsoziologie in Deutschland ja intensiv befaßt hat.